Handheld Laserschweißgeräte

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Handheld Laserschweißgeräte stellen eine innovative und hochpräzise Technologie im Bereich der Fügetechnik dar. Diese kompakten und mobilen Geräte ermöglichen es, Laserschweißprozesse flexibel und ortsunabhängig durchzuführen. Im Gegensatz zu stationären Laserschweißanlagen bieten Handheld-Systeme den Vorteil, dass sie direkt zum Werkstück gebracht werden können, was insbesondere bei großen oder schwer beweglichen Bauteilen von Vorteil ist.

Die Entwicklung von Handheld Laserschweißgeräten basiert auf den Fortschritten in der Lasertechnologie, insbesondere im Bereich der Festkörperlaser und der Strahlführung. Durch die Miniaturisierung der Laserquellen und die Optimierung der Strahlführungssysteme wurde es möglich, leistungsfähige Laserschweißgeräte in einem handlichen Format zu realisieren. Diese Geräte kombinieren die Vorteile des Laserschweißens, wie hohe Präzision und geringe Wärmeeinbringung, mit der Flexibilität manueller Schweißprozesse.

Ein wesentlicher Aspekt bei der Konstruktion von Handheld Laserschweißgeräten ist die Integration von Sicherheitssystemen. Da der Laser während des Schweißvorgangs in unmittelbarer Nähe zum Bediener arbeitet, sind umfangreiche Schutzmaßnahmen erforderlich. Diese umfassen sowohl passive Elemente wie Schutzgehäuse und Strahlabschirmungen als auch aktive Systeme wie Notabschaltungen und Sensorik zur Erkennung von Fehlbedienungen.

Die Einsatzgebiete von Handheld Laserschweißgeräten sind vielfältig und reichen von der Automobilindustrie über den Schiffbau bis hin zur Reparatur und Wartung von Großanlagen. Besonders in Bereichen, wo konventionelle Schweißverfahren aufgrund von Zugänglichkeitsproblemen oder speziellen Materialanforderungen an ihre Grenzen stoßen, eröffnen diese Geräte neue Möglichkeiten. Die kontinuierliche Weiterentwicklung der Technologie führt zu einer stetigen Erweiterung des Anwendungsspektrums und einer Verbesserung der Schweißqualität.

Funktionsprinzip und technische Grundlagen

Laserquelle und Strahlführung

Das Herzstück eines Handheld Laserschweißgeräts ist die Laserquelle. In den meisten Fällen kommen hier Festkörperlaser zum Einsatz, insbesondere Faserlaser oder Scheibenlaser. Diese zeichnen sich durch eine hohe Effizienz, kompakte Bauweise und gute Strahlqualität aus. Die typische Ausgangsleistung liegt im Bereich von 200 W bis 2 kW, wobei die genaue Leistung vom Anwendungsbereich und den zu schweißenden Materialien abhängt.

Die Strahlführung vom Laser zum Werkstück erfolgt in der Regel über ein flexibles Lichtleitkabel. Dieses besteht aus speziellen optischen Fasern, die den Laserstrahl mit minimalen Verlusten über mehrere Meter transportieren können. Am Ende des Lichtleitkabels befindet sich der Bearbeitungskopf, der die Fokussieroptik und gegebenenfalls zusätzliche Komponenten wie Schutzgasdüsen oder Sensoren enthält.

Ein kritischer Aspekt bei der Konstruktion von Handheld Laserschweißgeräten ist die Kühlung der Laserquelle und der Optiken. Hierfür kommen meist Flüssigkeitskühlsysteme zum Einsatz, die die entstehende Wärme effektiv abführen. Die Kühlmittelversorgung erfolgt in der Regel über flexible Schläuche, die zusammen mit dem Lichtleitkabel und der Stromversorgung in einem Versorgungsschlauch gebündelt sind.

Strahlformung und Fokussierung

Die Strahlformung und Fokussierung spielen eine entscheidende Rolle für die Qualität und Effizienz des Schweißprozesses. Im Bearbeitungskopf des Handheld Laserschweißgeräts befinden sich optische Elemente, die den Laserstrahl auf einen möglichst kleinen Brennfleck fokussieren. Der Durchmesser des Brennflecks liegt typischerweise im Bereich von 0,2 mm bis 1 mm, abhängig von der Anwendung und der verwendeten Optik.

Die Fokussieroptik besteht in der Regel aus einer oder mehreren Linsen, die präzise aufeinander abgestimmt sind. Häufig kommen auch adaptive Optiken zum Einsatz, die es ermöglichen, den Fokus während des Schweißprozesses dynamisch anzupassen. Dies ist besonders bei der Bearbeitung von dreidimensionalen Bauteilen oder bei variierenden Materialstärken von Vorteil.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Strahlführung innerhalb des Bearbeitungskopfes. Hier kommen oft Spiegel oder Prismen zum Einsatz, die den Laserstrahl in die gewünschte Richtung lenken. Einige fortschrittliche Systeme verwenden auch Scanner-Technologie, die es ermöglicht, den Laserstrahl sehr schnell und präzise über die Werkstückoberfläche zu bewegen.

Prozessüberwachung und Regelung

Moderne Handheld Laserschweißgeräte sind mit umfangreichen Systemen zur Prozessüberwachung und -regelung ausgestattet. Diese dienen sowohl der Qualitätssicherung als auch der Sicherheit des Bedieners. Typische Sensoren umfassen:

  • Temperaturmesssysteme zur Überwachung der Schmelzbadtemperatur
  • Kameras zur visuellen Kontrolle des Schweißprozesses in Echtzeit
  • Abstandssensoren zur Einhaltung des optimalen Fokusabstands
  • Sensoren zur Detektion von Reflexionen oder Streustrahlung

Die gesammelten Daten werden in Echtzeit verarbeitet und können zur automatischen Anpassung der Prozessparameter genutzt werden. So kann beispielsweise die Laserleistung oder die Vorschubgeschwindigkeit automatisch angepasst werden, um eine gleichbleibende Schweißqualität zu gewährleisten.

Anwendungsbereiche und Materialien

Industrielle Anwendungen

Handheld Laserschweißgeräte finden in verschiedenen industriellen Bereichen Anwendung. In der Automobilindustrie werden sie beispielsweise für Reparaturschweißungen an Karosserieteilen oder für das Fügen von Anbauteilen eingesetzt. Im Schiffbau ermöglichen sie präzise Schweißarbeiten an schwer zugänglichen Stellen oder bei der Montage von Ausrüstungsgegenständen.

Ein weiteres wichtiges Einsatzgebiet ist die Instandhaltung und Reparatur von Großanlagen, wie sie in der chemischen Industrie oder in Kraftwerken zu finden sind. Hier können Handheld Laserschweißgeräte direkt vor Ort eingesetzt werden, um beschädigte Rohrleitungen oder Behälter zu reparieren, ohne dass diese demontiert werden müssen.

In der Luft- und Raumfahrttechnik werden Handheld Laserschweißgeräte für hochpräzise Fügearbeiten an Leichtbaustrukturen oder für Reparaturen an Triebwerkskomponenten eingesetzt. Die geringe Wärmeeinbringung und die hohe Präzision des Laserschweißens sind hier besonders vorteilhaft.

Materialspektrum

Das Spektrum der schweißbaren Materialien ist bei Handheld Laserschweißgeräten sehr breit. Es umfasst sowohl Metalle als auch einige Kunststoffe. Zu den typischen Materialien gehören:

  • Stähle (unlegiert, niedriglegiert, hochlegiert)
  • Edelstähle
  • Aluminium und Aluminiumlegierungen
  • Titan und Titanlegierungen
  • Nickelbasierte Legierungen
  • Kupfer und Kupferlegierungen
  • Spezielle Kunststoffe (z.B. thermoplastische Polymere)

Die Schweißbarkeit und die erreichbare Qualität hängen stark von den spezifischen Materialeigenschaften ab. Besonders bei hochreflektiven Materialien wie Aluminium oder Kupfer sind spezielle Prozessstrategien und angepasste Laserparameter erforderlich.

Schweißgeometrien und Nahtformen

Handheld Laserschweißgeräte ermöglichen eine Vielzahl von Schweißgeometrien und Nahtformen. Typische Verbindungsarten umfassen:

  • Stumpfstöße
  • Überlappverbindungen
  • T-Stöße
  • Kehlnähte
  • Punktschweißungen

Die erreichbare Schweißtiefe hängt von der Laserleistung und den Materialeigenschaften ab und liegt typischerweise im Bereich von 0,5 mm bis 5 mm. Bei Bedarf können auch tiefere Schweißnähte durch mehrlagiges Schweißen realisiert werden.

Ein besonderer Vorteil von Handheld Laserschweißgeräten ist die Möglichkeit, auch komplexe dreidimensionale Geometrien zu bearbeiten. Durch die flexible Handhabung können Schweißnähte an schwer zugänglichen Stellen oder in engen Spalten realisiert werden, die mit konventionellen Schweißverfahren nicht erreichbar wären.

Prozessparameter und Optimierung

Laserleistung und Pulsdauer

Die Laserleistung ist einer der wichtigsten Parameter beim Handheld Laserschweißen. Sie beeinflusst direkt die Energieeinbringung in das Werkstück und damit die Schweißtiefe und -breite. Typische Leistungsbereiche für Handheld Laserschweißgeräte liegen zwischen 200 W und 2 kW, wobei die optimale Leistung von Faktoren wie Materialart, -dicke und gewünschter Schweißgeometrie abhängt.

Bei vielen Anwendungen wird mit gepulsten Lasern gearbeitet. Die Pulsdauer liegt dabei typischerweise im Bereich von Millisekunden bis zu einigen Sekunden. Kurze Pulse ermöglichen eine präzise Kontrolle der Wärmeeinbringung und sind besonders für dünne Materialien oder wärmeempfindliche Bauteile geeignet. Längere Pulse oder Dauerstrich-Betrieb werden für tiefere Schweißnähte oder bei Materialien mit hoher Wärmeleitfähigkeit eingesetzt.

Die Pulsform spielt ebenfalls eine wichtige Rolle. Moderne Lasersysteme erlauben eine präzise Steuerung des zeitlichen Leistungsverlaufs innerhalb eines Pulses. Typische Pulsformen sind:

  • Rechteckpulse
  • Rampenförmige Pulse (ansteigende oder abfallende Flanke)
  • Gaußförmige Pulse
  • Komplexe Pulsformen mit mehreren Leistungsstufen

Die Wahl der optimalen Pulsform hängt von den spezifischen Anforderungen der Schweißaufgabe ab und kann erheblichen Einfluss auf die Schweißqualität und die Entstehung von Schweißfehlern haben.

Vorschubgeschwindigkeit und Fokuslage

Die Vorschubgeschwindigkeit, also die Geschwindigkeit, mit der das Laserschweißgerät über die Werkstückoberfläche geführt wird, ist ein weiterer kritischer Parameter. Sie beeinflusst direkt die pro Längeneinheit eingebrachte Energie und damit die Schweißtiefe und -breite. Typische Vorschubgeschwindigkeiten liegen im Bereich von 0,5 m/min bis 10 m/min, abhängig von Laserleistung, Material und gewünschter Nahtgeometrie.

Die Fokuslage, also die Position des Laserfokus relativ zur Werkstückoberfläche, hat ebenfalls einen erheblichen Einfluss auf das Schweißergebnis. Üblicherweise wird der Fokus leicht unterhalb der Oberfläche positioniert, um eine optimale Energieverteilung im Werkstück zu erreichen. Die genaue Fokuslage hängt von Faktoren wie Materialdicke, Laserleistung und gewünschter Einschweißtiefe ab.

Viele moderne Handheld Laserschweißgeräte verfügen über Systeme zur automatischen Fokuslageregelung. Diese erfassen kontinuierlich den Abstand zum Werkstück und passen die Fokusposition entsprechend an. Dies ist besonders bei der Bearbeitung von Bauteilen mit unebener Oberfläche oder bei Schweißaufgaben mit variierender Materialdicke von Vorteil.

Prozessgase und Schutzgasführung

Die Verwendung von Prozessgasen spielt beim Laserschweißen eine wichtige Rolle. Sie dienen zum einen dem Schutz der Schweißnaht vor atmosphärischen Einflüssen und zum anderen der Beeinflussung des Schweißprozesses selbst. Typische Prozessgase sind:

  • Argon (inert, für die meisten Metalle geeignet)
  • Helium (bessere Wärmeleitfähigkeit, oft in Mischungen verwendet)
  • Stickstoff (für bestimmte Stähle und Nichteisenmetalle)
  • Kohlendioxid (für bestimmte Stähle, kostengünstig)

Die Schutzgasführung erfolgt in der Regel über eine im Bearbeitungskopf integrierte Düse. Die Gasströmung muss so gestaltet sein, dass sie die Schmelze effektiv vor Oxidation schützt, ohne den Laserprozess zu stören. Einige Systeme verwenden auch koaxiale Gasführungen, bei denen das Schutzgas konzentrisch um den Laserstrahl geführt wird.

Die Wahl des richtigen Prozessgases und die optimale Einstellung der Gasparameter (Durchflussrate, Düsengeometrie) haben einen erheblichen Einfluss auf die Schweißqualität und können zur Vermeidung von Schweißfehlern wie Poren oder Oxideinschlüssen beitragen.

Sicherheitsaspekte und Arbeitsschutz

Lasersicherheit

Die Sicherheit beim Umgang mit Handheld Laserschweißgeräten hat höchste Priorität. Die verwendeten Laser gehören in der Regel zur Klasse 4, der höchsten Gefährdungsklasse für Laser. Dies bedeutet, dass sie bei direktem Kontakt oder durch Reflexionen schwere Verletzungen, insbesondere an Augen und Haut, verursachen können.

Zu den wichtigsten Sicherheitsmaßnahmen gehören:

  • Verwendung von speziellen Laserschutzbrillen, die auf die Wellenlänge des verwendeten Lasers abgestimmt sind
  • Einhausung des Arbeitsbereichs mit lasersicheren Schutzwänden oder -vorhängen
  • Automatische Notabschaltung bei Öffnung von Schutzabdeckungen oder bei Detektion von Streustrahlung
  • Schulung und Zertifizierung des Bedienpersonals in Lasersicherheit

Moderne Handheld Laserschweißgeräte verfügen über integrierte Sicherheitssysteme, die den Laserstrahl nur dann aktivieren, wenn das Gerät korrekt am Werkstück positioniert ist. Einige Systeme nutzen auch Kamerasysteme zur Erkennung von potenziell gefährlichen Situationen.

Emissionen und Arbeitsplatzgestaltung

Beim Laserschweißen entstehen verschiedene Emissionen, die bei der Arbeitsplatzgestaltung berücksichtigt werden müssen. Dazu gehören:

  • Laserstrahlung (direkt und reflektiert)
  • UV-Strahlung (bei bestimmten Materialien)
  • Schweißrauche und -dämpfe
  • Lärm (durch Prozessgase und Absauganlagen)

Eine effektive Absaugung der Schweißrauche direkt am Entstehungsort ist essentiell. Viele Handheld Laserschweißgeräte verfügen über integrierte Absaugsysteme, die die Emissionen direkt am Bearbeitungskopf erfassen. Zusätzlich sind oft raumluftechnische Maßnahmen erforderlich, um die Schadstoffkonzentration in der Arbeitsplatzluft unter den zulässigen Grenzwerten zu halten.

Die Gestaltung des Arbeitsplatzes muss ergonomische Aspekte berücksichtigen, um eine sichere und ermüdungsarme Handhabung des Schweißgeräts zu gewährleisten. Dazu gehören:

  • Anpassbare Arbeitshöhen und -positionen
  • Gewichtsausgleichssysteme für das Schweißgerät
  • Optimierte Anordnung von Bedienelementen und Displays
  • Ausreichende Beleuchtung des Arbeitsbereichs

Regelmäßige Schulungen und Unterweisungen des Bedienpersonals in Sicherheitsaspekten und korrekter Handhabung sind unerlässlich, um ein hohes Sicherheitsniveau zu gewährleisten.

Weiterführende Links

Literatur

  • Poprawe, R. (2005). Lasertechnik für die Fertigung: Grundlagen, Perspektiven und Beispiele für den innovativen Ingenieur. Springer-Verlag. ISBN 978-3540214069.
  • Ready, J. F., & Farson, D. F. (2001). LIA Handbook of Laser Materials Processing. Laser Institute of America. ISBN 978-0912035154.