Laserschneiden Stahl: Unterschied zwischen den Versionen

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  |title=Laserschneiden von Stahl: Technologie, Prozesse & Anwendungen
  |title=Laserschneiden von Stahl: Technologie, Prozesse und Anwendungen
  |description=Umfassender Überblick über das Laserschneiden von Stahl: Physikalische Grundlagen, Lasersysteme, Prozessoptimierung, Qualitätskriterien und industrielle Anwendungen.
  |description=Umfassender Überblick über das Laserschneiden von Stahl: Physikalische Grundlagen, Lasertypen, Prozessführung, industrielle Anwendungen und aktuelle Entwicklungstrends.
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== Laserschneiden von Stahl ==
Wenn's um millimetergenaue Stahlbearbeitung geht, hat das gute alte Schneidbrennen längst ausgedient. Stattdessen setzen moderne Fertigungsbetriebe auf Lasertechnik - und das aus gutem Grund. Mit gebündeltem [[Licht]] lassen sich selbst dickste Stahlplatten so akkurat zerschneiden, dass sogar Schweißroboter neidisch werden könnten.


Das Laserschneiden von Stahl ist ein hochpräzises thermisches Trennverfahren, bei dem ein fokussierter Laserstrahl zum Schneiden von Stahlblechen und -profilen eingesetzt wird. Diese [[:Kategorie:Technologie|Technologie]] hat sich in den letzten Jahrzehnten zu einem der wichtigsten Fertigungsverfahren in der Metallindustrie entwickelt. Durch die Konzentration enormer Energiemengen auf einen sehr kleinen Punkt ermöglicht der Laser extrem feine und saubere Schnitte bei gleichzeitig hoher Geschwindigkeit.
Aber wie funktioniert dieses Hightech-Verfahren eigentlich? Im Kern geht's darum, einen extrem fokussierten Laserstrahl auf den Stahl zu richten. Der schmilzt dann nicht nur, sondern verdampft teilweise sogar. Klingt nach Science-Fiction, ist aber längst Industriestandard. Und das Beste: Die Schnittfugen sind so sauber, dass in vielen Fällen jede Nachbearbeitung überflüssig wird.


Im Gegensatz zu mechanischen Schneidverfahren wie Stanzen oder Sägen erfolgt beim Laserschneiden kein direkter Werkzeugkontakt mit dem Material. Stattdessen wird der Stahl durch die enorme Hitzeeinwirkung des Laserstrahls lokal aufgeschmolzen und teilweise verdampft. Ein koaxial zum Laserstrahl geführtes Prozessgas bläst das geschmolzene Material aus der Schnittfuge und sorgt so für einen sauberen Schnitt. Als Prozessgase kommen je nach Anwendung Sauerstoff, Stickstoff oder Argon zum Einsatz.
=== Physik für Fortgeschrittene ===


Die erreichbare Schnittqualität und -geschwindigkeit hängt von zahlreichen Faktoren ab, insbesondere von der Laserleistung, der Stahlsorte und -dicke sowie den gewählten Prozessparametern. Moderne Hochleistungslaser ermöglichen Schnittgeschwindigkeiten von mehreren Metern pro Minute bei Blechdicken von wenigen Millimetern bis zu 30 mm und mehr. Die erzielbare Genauigkeit liegt dabei im Bereich von wenigen hundertstel Millimetern.
Wer tiefer in die Materie einsteigen will, muss sich mit ein paar physikalischen Grundlagen beschäftigen. Entscheidend ist vor allem, wie gut der Stahl die Laserstrahlung absorbiert. Das hängt von der Wellenlänge ab - [[CO2-Laser]] mit 10,6 µm werden besser geschluckt als die 1 µm von Festkörperlasern. Letztere machen das aber durch bessere Fokussierung wieder wett.


Zu den Hauptvorteilen des Laserschneidens von Stahl zählen die hohe Flexibilität bei der Formgebung, die exzellente Schnittqualität ohne Nachbearbeitung sowie die Möglichkeit zur vollautomatischen Fertigung komplexer Teile. Diese Eigenschaften machen das Verfahren besonders attraktiv für die Automobil- und Luftfahrtindustrie, den Maschinenbau sowie zahlreiche weitere Branchen. Gleichzeitig stellt das Laserschneiden hohe Anforderungen an die Prozessführung und Anlagentechnik, was entsprechendes Fachwissen und Investitionen erfordert.
Ist der Laserstrahl erstmal im Stahl, geht's richtig zur Sache. Die Energie breitet sich durch Wärmeleitung aus, wobei die Wärmeleitfähigkeit λ eine wichtige Rolle spielt. Für Stahl liegt die typischerweise zwischen 15 und 50 W/(m·K). Ab etwa 1500°C wird's dann richtig spannend: Der Stahl schmilzt und kann sogar verdampfen. Dafür braucht's aber ordentlich Energie - rund 270 kJ/kg fürs Schmelzen und nochmal 6400 kJ/kg für die Verdampfung.


== Physikalische Grundlagen ==
Wer's ganz genau wissen will, kann sich an folgender Energiebilanz versuchen:


Die physikalische Grundlage des Laserschneidens von Stahl bildet die Wechselwirkung zwischen dem hochenergetischen Laserstrahl und dem Werkstoff. Dabei kommen verschiedene Mechanismen zum Tragen:
P_L · η_A = ρ · v · d · (c_p · ΔT + H_S + H_V) + P_V


=== Absorption der Laserstrahlung ===
Dabei ist P_L die Laserleistung, η_A der Absorptionsgrad, ρ die Dichte, v die Schneidgeschwindigkeit, d die Materialdicke, c_p die spezifische Wärmekapazität, ΔT die Temperaturerhöhung, H_S die Schmelzenthalpie, H_V die Verdampfungsenthalpie und P_V die Verlustleistung. Puh, das war jetzt aber ein Brocken Physik!


Die Absorption der Laserstrahlung im Stahl ist entscheidend für die Effizienz des Schneidprozesses. Sie hängt stark von der Wellenlänge des verwendeten Lasers ab. [[CO2-Laser]] mit einer Wellenlänge von 10,6 μm werden vom Stahl relativ gut absorbiert. Noch besser ist die Absorption bei Festkörperlasern wie Nd:YAG oder Faserlasern mit Wellenlängen um 1 μm. Die Absorptionsrate A lässt sich näherungsweise mit der Formel
=== Laser-Typen im Überblick ===


A = 1 - R
Bei den Lasern für's Stahlschneiden hat sich in den letzten Jahren einiges getan. CO2-Laser, lange Zeit der Standard, bekommen zunehmend Konkurrenz von Festkörper- und Faserlasern. Hier ein kurzer Überblick:


berechnen, wobei R der Reflexionsgrad der Stahloberfläche ist. Typische Werte für die Absorption liegen zwischen 40% und 95%.
1. CO2-Laser: Der Oldie unter den Schneidlasern. Arbeitet bei 10,6 µm und schafft bis zu 20 kW. Vorteil: Gute Absorption im Stahl. Nachteil: Aufwendige Strahlführung über Spiegel.


=== Aufschmelzen und Verdampfen ===
2. Nd:YAG-Laser: Der Klassiker unter den Festkörperlasern. 1,064 µm Wellenlänge, bis 5 kW Leistung. Plus: Gute Fokussierbarkeit. Minus: Nicht gerade effizient.


Durch die absorbierte Laserenergie wird der Stahl lokal sehr schnell erhitzt. Dabei durchläuft er verschiedene Phasen:
3. [[Faserlaser]]: Der neue Stern am Laserhimmel. 1,07 µm Wellenlänge, bis zu 100 kW (!) Leistung. Trumpft mit Effizienz und exzellenter Strahlqualität. Kostet aber auch 'ne Stange Geld.


1. Erwärmung bis zum Schmelzpunkt (ca. 1500°C für Stahl)
4. Scheibenlaser: Der Exot. 1,03 µm Wellenlänge, bis 16 kW. Punktet mit guter Strahlqualität, ist aber technisch anspruchsvoll.
2. Aufschmelzen unter Aufnahme der Schmelzenthalpie
3. Weitere Erhitzung der Schmelze
4. Teilweises Verdampfen des Materials (ab ca. 3000°C)


Die benötigte Energie Q zum Aufschmelzen lässt sich abschätzen mit:
Ein wichtiges Qualitätsmerkmal ist übrigens das Strahlparameterprodukt (BPP). Je kleiner, desto besser lässt sich der Strahl fokussieren. Spitzenreiter sind hier moderne Faserlaser mit Werten unter 0,4 mm·mrad.


Q = m * (c * ΔT + H_s)
=== Prozessführung: Mehr als nur An und Aus ===


Dabei ist m die Masse, c die spezifische Wärmekapazität, ΔT die Temperaturdifferenz und H_s die spezifische Schmelzenthalpie.
Beim [[Laserschneiden]] von Stahl gibt's im Wesentlichen drei Mechanismen:


=== Schneidgaswirkung ===
1. Schmelzschneiden: Der Laser schmilzt, ein Gasstrahl pustet die Schmelze weg. Wird oft mit Stickstoff bei Edelstahl eingesetzt.


Das koaxial zugeführte Schneidgas erfüllt mehrere Funktionen:
2. Brennschneiden: Hier kommt Sauerstoff ins Spiel. Der reagiert exotherm mit dem Eisen und macht den Prozess effizienter. Nachteil: Oxidschicht an den Schnittkanten.


- Ausblasen der Schmelze aus der Schnittfuge
3. Sublimationsschneiden: Für Feinarbeiten. Der Stahl wird direkt verdampft. Braucht extreme Leistungsdichten.
- Kühlung des Schnittrandes
- Bei Verwendung von Sauerstoff: Exotherme Reaktion zur Erhöhung der Energieeinbringung


Die Strömungsgeschwindigkeit des Gases kann dabei Überschallgeschwindigkeit erreichen.
Die Kunst liegt in der richtigen Einstellung der Parameter. Laserleistung, Schneidgeschwindigkeit, Fokuslage, Gasdruck - alles muss perfekt aufeinander abgestimmt sein. Hier ein paar Richtwerte für einen 4 kW Faserlaser beim Schneiden von Baustahl:


== Lasersysteme für das Stahlschneiden ==
{| class="wikitable"
! Materialdicke [mm] !! Schneidgeschwindigkeit [m/min] !! Gasdruck [bar]
|-
| 1 || 20-30 || 10-12
|-
| 5 || 4-6 || 12-15
|-
| 10 || 1,5-2,5 || 15-18
|-
| 20 || 0,5-0,8 || 18-20
|}


Für das Laserschneiden von Stahl kommen verschiedene Lasertypen zum Einsatz, die sich in ihren Eigenschaften und Einsatzgebieten unterscheiden:
Moderne Anlagen regeln diese Parameter übrigens in Echtzeit nach. Ziemlich clever, diese Maschinen!


=== CO2-Laser ===
=== Qualität ist kein Zufall ===


CO2-Laser waren lange Zeit der Standard für das Laserschneiden von Stahl. Sie zeichnen sich durch folgende Eigenschaften aus:
Am Ende zählt natürlich das Ergebnis. Und das kann sich beim Laserschneiden wirklich sehen lassen. Die Schnittfugen sind meist nur 0,1 bis 0,5 mm breit, die Kanten stehen fast perfekt senkrecht (Abweichung < 0,05 mm). Die Oberflächen sind mit Ra-Werten von 1,5-3,5 µm erstaunlich glatt. Und das Beste: In vielen Fällen ist der Schnitt komplett gratfrei.


- Wellenlänge: 10,6 μm
Trotzdem kann's manchmal nötig sein, nachzuarbeiten. Entgraten, Schleifen oder bei Edelstahl auch mal Elektropolieren - je nachdem, was der Kunde verlangt. Aber das ist eher die Ausnahme als die Regel.
- Leistungsbereich: 1-20 kW
- Wirkungsgrad: ca. 10-20%
- Strahlqualität: sehr gut
- Vorteile: Bewährte Technologie, gute Schnittqualität
- Nachteile: Komplexe Strahlführung über Spiegel, relativ geringer Wirkungsgrad


=== Festkörperlaser ===
=== Industrie 4.0 lässt grüßen ===


[[Festkörperlaser]] wie Nd:YAG oder Yb:YAG-Laser gewinnen zunehmend an Bedeutung:
In der Industrie ist Laserschneiden längst nicht mehr wegzudenken. Ob Autobau, Maschinenbau oder sogar Medizintechnik - überall kommen die Hightech-Strahlen zum Einsatz. Besonders spannend wird's, wenn Laserschneiden in vollautomatische Fertigungslinien integriert wird. Da arbeiten Roboter und Laser Hand in Hand, gesteuert von cleverer [[:Kategorie:Software|Software]].


- Wellenlänge: ca. 1 μm
Ein heißes Thema ist auch die sogenannte "[[Laser Automation]]". Dabei überwachen Sensoren ständig den Schneidprozess und passen die Parameter automatisch an. So bleibt die Qualität konstant hoch, egal ob die Maschine gerade das erste oder das tausendste Teil schneidet.
- Leistungsbereich: 100 W - 10 kW
- Wirkungsgrad: ca. 20-30%
- Strahlqualität: gut bis sehr gut
- Vorteile: Fasergekoppelte Strahlführung möglich, höhere Absorption in Metallen
- Nachteile: Höhere Investitionskosten


=== Faserlaser ===
Apropos Software: Die Programme für's Laserschneiden sind mittlerweile echte Alleskönner. Die optimieren nicht nur die Schneidpfade, sondern auch gleich den ganzen Materialfluss mit. Verschachteln (Nesting) die Teile so clever auf dem Blech, dass kaum noch Abfall entsteht. Effizienz pur!


[[Faserlaser]] stellen die neueste Entwicklung im Bereich der Hochleistungslaser dar:
=== Die Zukunft des Laserschneidens ===


- Wellenlänge: ca. 1 μm
Trotz aller Fortschritte - es gibt noch einiges zu tun. Die Forscher tüfteln an noch effizienteren Lasern, an Möglichkeiten, noch dickere Bleche zu schneiden und an Wegen, den Prozess noch stabiler zu machen. Auch die Kombination mit additiven Verfahren ist ein spannendes Feld.
- Leistungsbereich: 100 W - 100 kW
- Wirkungsgrad: bis zu 40%
- Strahlqualität: exzellent
- Vorteile: Höchste Effizienz, hervorragende Strahlqualität, kompakte Bauweise
- Nachteile: Hohe Investitionskosten


Die Wahl des optimalen Lasersystems hängt von verschiedenen Faktoren ab, insbesondere von der zu bearbeitenden Stahldicke, den Anforderungen an die Schnittqualität sowie wirtschaftlichen Überlegungen.
Ein großes Thema ist auch Künstliche Intelligenz. Die könnte in Zukunft helfen, die optimalen Schneidparameter vorherzusagen oder Qualitätsprobleme frühzeitig zu erkennen.  


== Prozessparameter und Optimierung ==
Und natürlich geht's auch um Nachhaltigkeit. Energiesparende Laser, weniger Abfall, besseres Recycling - da ist noch Luft nach oben. Genauso wie bei der [[:Kategorie:Sicherheit|Sicherheit]], die bei den immer leistungsfähigeren Lasern eine wichtige Rolle spielt.


Die Qualität und Effizienz des Laserschneidens von Stahl wird durch zahlreiche Prozessparameter beeinflusst, die sorgfältig aufeinander abgestimmt werden müssen:
Eines ist klar: Laserschneiden wird auch in Zukunft eine Schlüsseltechnologie bleiben. Wer in der Stahlverarbeitung vorne mitspielen will, kommt an den Hightech-Strahlen nicht vorbei. Die Zukunft wird zeigen, welche spannenden Entwicklungen uns hier noch erwarten!
 
=== Laserleistung und Intensität ===
 
Die Laserleistung P bestimmt zusammen mit dem Fokusdurchmesser d die erreichbare Intensität I im Fokus:
 
I = P / (π * (d/2)²)
 
Typische Intensitäten beim Laserschneiden von Stahl liegen im Bereich von 10^6 bis 10^8 W/cm². Die optimale Intensität hängt von der Stahldicke und -sorte ab.
 
=== Schneidgeschwindigkeit ===
 
Die Schneidgeschwindigkeit v steht in direktem Zusammenhang mit der Laserleistung und der Materialdicke s. Eine grobe Abschätzung liefert die Formel:
 
v = k * P / s
 
wobei k ein materialabhängiger Faktor ist. Die tatsächlich erreichbaren Geschwindigkeiten variieren stark und können bei dünnen Blechen mehrere Meter pro Minute betragen.
 
=== Fokuslage und Düsenabstand ===
 
Die optimale Fokuslage liegt je nach Materialdicke meist knapp unterhalb der Oberfläche. Der Düsenabstand beeinflusst die Gasströmung und sollte typischerweise 0,5 bis 1,5 mm betragen.
 
=== Schneidgasparameter ===
 
Die Wahl des Schneidgases (O2, N2, Ar) sowie dessen Druck und Durchflussmenge haben großen Einfluss auf die Schnittqualität. Sauerstoff ermöglicht durch die exotherme Reaktion höhere Schneidgeschwindigkeiten, führt aber zu stärkerer Oxidation der Schnittkanten.
 
=== Pulsparameter ===
 
Bei gepulsten Lasern sind zusätzlich Pulsdauer, Pulsenergie und Pulswiederholrate zu optimieren. Gepulstes Schneiden kann Vorteile bei dünnen Blechen oder für besonders feine Konturen bieten.
 
Die optimale Einstellung aller Parameter erfordert umfangreiches Prozesswissen und oft empirische Optimierung. Moderne Laserschneidanlagen verfügen über Datenbanken mit voreingestellten Parametersätzen für verschiedene Materialien und Dicken.
 
== Schnittqualität und Bewertungskriterien ==
 
Die Qualität von lasergeschnittenen Stahlteilen wird anhand verschiedener Kriterien beurteilt:
 
=== Schnittkantenqualität ===
 
- Rauheit: Typische Rz-Werte liegen zwischen 10-100 μm
- Rechtwinkligkeit: Abweichungen von 0,05-0,5 mm je nach Dicke
- Grat: Idealerweise gratfrei, max. zulässiger Grat oft <0,1 mm
 
=== Maßhaltigkeit ===
 
- Typische Toleranzen: ±0,1 mm bei dünnen Blechen bis ±0,5 mm bei Dicken >20 mm
- Wärmeeinflusszone: Meist <0,5 mm breit
 
=== Oberflächenfehler ===
 
- Schlackenanhaftungen
- Anschmelzungen an Konturecken
- Riefen und Furchen
 
=== Metallurgische Veränderungen ===
 
- Aufhärtung der Schnittkante (bis zu 600 HV möglich)
- Gefügeveränderungen in der Wärmeeinflusszone
 
Die erreichbare Schnittqualität hängt stark von der Materialdicke, der Stahlsorte und den gewählten Prozessparametern ab. Für die meisten [[:Kategorie:Anwendungen|Anwendungen]] lassen sich mit optimierten Parametern ausgezeichnete Ergebnisse erzielen, die keine oder nur minimale Nachbearbeitung erfordern.
 
== Industrielle Anwendungen ==
 
Das Laserschneiden von Stahl hat sich in zahlreichen Industriezweigen als Standardverfahren etabliert:
 
=== Automobilindustrie ===
 
- Karosserieteile aus hochfestem Stahl
- Strukturbauteile und Verstärkungen
- Präzisionsteile für Motoren und Getriebe
 
=== Luftfahrt ===
 
- Strukturkomponenten aus speziellen Stahllegierungen
- Triebwerksteile mit komplexen Geometrien
 
=== Maschinenbau ===
 
- Gehäuseteile und Verkleidungen
- Präzisionsbauteile für Werkzeugmaschinen
- Zahnräder und Antriebskomponenten
 
=== Metallverarbeitung und Blechfertigung ===
 
- Lohnfertigung von Einzelteilen und Kleinserien
- Prototypenfertigung
- Just-in-time Produktion
 
=== Bauindustrie ===
 
- Stahlträger und Verbindungselemente
- Dekorative Elemente und Fassadenteile
 
Die Vorteile des Laserschneidens kommen besonders bei komplexen Geometrien, hohen Qualitätsanforderungen und flexiblen Fertigungskonzepten zum Tragen. Durch die Integration in automatisierte Fertigungslinien und die Kopplung mit CAD/CAM-Systemen lassen sich hocheffiziente Produktionsprozesse realisieren.
 
== Aktuelle Entwicklungen und Trends ==
 
Die Technologie des Laserschneidens von Stahl entwickelt sich kontinuierlich weiter. Aktuelle Forschungs- und Entwicklungsschwerpunkte umfassen:
 
=== Hochleistungsfaserlaser ===
 
Faserlaser mit Leistungen von 10 kW und mehr ermöglichen deutlich höhere Schneidgeschwindigkeiten und die Bearbeitung größerer Materialdicken. Gleichzeitig sinkt der Energieverbrauch durch den hohen Wirkungsgrad.
 
=== Prozessüberwachung und -regelung ===
 
Moderne Sensorsysteme erlauben die Echtzeitüberwachung des Schneidprozesses. Durch adaptive Regelung der Prozessparameter lassen sich Qualitätsschwankungen minimieren und die Prozessstabilität erhöhen.
 
=== Hybridverfahren ===
 
Die Kombination des Laserschneidens mit anderen Verfahren wie Wasserstrahlschneiden oder mechanischer Bearbeitung eröffnet neue Möglichkeiten für die Bearbeitung besonders dicker oder schwer zu schneidender Materialien.
 
=== Ultrakurzpulslaser ===
 
Pikosekunden- und Femtosekundenlaser ermöglichen die nahezu wärmefreie Bearbeitung von Stahl. Dies ist besonders für die Mikromaterialbearbeitung und die Herstellung hochpräziser Bauteile interessant.
 
=== Digitalisierung und Industrie 4.0 ===
 
Die Integration von Laserschneidanlagen in vernetzte Produktionssysteme und die Nutzung von Big Data für die Prozessoptimierung sind wichtige Trends im Kontext von Industrie 4.0.
 
Diese Entwicklungen tragen dazu bei, die Einsatzmöglichkeiten des Laserschneidens von Stahl weiter auszuweiten und die Wirtschaftlichkeit des Verfahrens zu verbessern.


== Weiterführende Links ==
== Weiterführende Links ==
* [https://de.wikipedia.org/wiki/Laserschneiden Laserschneiden auf Wikipedia]
* [https://de.wikipedia.org/wiki/Laserschneiden Laserschneiden auf Wikipedia]
* [https://de.wikipedia.org/wiki/Laser Laser auf Wikipedia]
* [https://de.wikipedia.org/wiki/Stahl Stahl auf Wikipedia]


== Literatur ==
== Literatur ==
* '''Hügel, H. & Graf, T.''' (2009). '''Laser in der Fertigung: Strahlquellen, Systeme, Fertigungsverfahren'''. Springer-Verlag. ISBN 978-3-8348-0675-3.
* '''Hügel, H. & Graf, T.''' (2009). '''Laser in der Fertigung: Strahlquellen, Systeme, Fertigungsverfahren'''. Springer-Verlag. ISBN 978-3-8348-0675-3.
* '''Poprawe, R.''' (2005). '''Lasertechnik für die Fertigung: Grundlagen, Perspektiven und Beispiele für den innovativen Ingenieur'''. Springer-Verlag. ISBN 978-3-540-26435-4.
* '''Poprawe, R.''' (2011). '''Lasertechnik für die Fertigung: Grundlagen, Perspektiven und Beispiele für den innovativen Ingenieur'''. Springer-Verlag. ISBN 978-3-642-12456-1.
[[Kategorie:Geräte]]
[[Kategorie:Geräte]]
[[Kategorie:Anwendungen]]
[[Kategorie:Anwendungen]]

Aktuelle Version vom 25. November 2024, 12:14 Uhr


Wenn's um millimetergenaue Stahlbearbeitung geht, hat das gute alte Schneidbrennen längst ausgedient. Stattdessen setzen moderne Fertigungsbetriebe auf Lasertechnik - und das aus gutem Grund. Mit gebündeltem Licht lassen sich selbst dickste Stahlplatten so akkurat zerschneiden, dass sogar Schweißroboter neidisch werden könnten.

Aber wie funktioniert dieses Hightech-Verfahren eigentlich? Im Kern geht's darum, einen extrem fokussierten Laserstrahl auf den Stahl zu richten. Der schmilzt dann nicht nur, sondern verdampft teilweise sogar. Klingt nach Science-Fiction, ist aber längst Industriestandard. Und das Beste: Die Schnittfugen sind so sauber, dass in vielen Fällen jede Nachbearbeitung überflüssig wird.

Physik für Fortgeschrittene

Wer tiefer in die Materie einsteigen will, muss sich mit ein paar physikalischen Grundlagen beschäftigen. Entscheidend ist vor allem, wie gut der Stahl die Laserstrahlung absorbiert. Das hängt von der Wellenlänge ab - CO2-Laser mit 10,6 µm werden besser geschluckt als die 1 µm von Festkörperlasern. Letztere machen das aber durch bessere Fokussierung wieder wett.

Ist der Laserstrahl erstmal im Stahl, geht's richtig zur Sache. Die Energie breitet sich durch Wärmeleitung aus, wobei die Wärmeleitfähigkeit λ eine wichtige Rolle spielt. Für Stahl liegt die typischerweise zwischen 15 und 50 W/(m·K). Ab etwa 1500°C wird's dann richtig spannend: Der Stahl schmilzt und kann sogar verdampfen. Dafür braucht's aber ordentlich Energie - rund 270 kJ/kg fürs Schmelzen und nochmal 6400 kJ/kg für die Verdampfung.

Wer's ganz genau wissen will, kann sich an folgender Energiebilanz versuchen:

P_L · η_A = ρ · v · d · (c_p · ΔT + H_S + H_V) + P_V

Dabei ist P_L die Laserleistung, η_A der Absorptionsgrad, ρ die Dichte, v die Schneidgeschwindigkeit, d die Materialdicke, c_p die spezifische Wärmekapazität, ΔT die Temperaturerhöhung, H_S die Schmelzenthalpie, H_V die Verdampfungsenthalpie und P_V die Verlustleistung. Puh, das war jetzt aber ein Brocken Physik!

Laser-Typen im Überblick

Bei den Lasern für's Stahlschneiden hat sich in den letzten Jahren einiges getan. CO2-Laser, lange Zeit der Standard, bekommen zunehmend Konkurrenz von Festkörper- und Faserlasern. Hier ein kurzer Überblick:

1. CO2-Laser: Der Oldie unter den Schneidlasern. Arbeitet bei 10,6 µm und schafft bis zu 20 kW. Vorteil: Gute Absorption im Stahl. Nachteil: Aufwendige Strahlführung über Spiegel.

2. Nd:YAG-Laser: Der Klassiker unter den Festkörperlasern. 1,064 µm Wellenlänge, bis 5 kW Leistung. Plus: Gute Fokussierbarkeit. Minus: Nicht gerade effizient.

3. Faserlaser: Der neue Stern am Laserhimmel. 1,07 µm Wellenlänge, bis zu 100 kW (!) Leistung. Trumpft mit Effizienz und exzellenter Strahlqualität. Kostet aber auch 'ne Stange Geld.

4. Scheibenlaser: Der Exot. 1,03 µm Wellenlänge, bis 16 kW. Punktet mit guter Strahlqualität, ist aber technisch anspruchsvoll.

Ein wichtiges Qualitätsmerkmal ist übrigens das Strahlparameterprodukt (BPP). Je kleiner, desto besser lässt sich der Strahl fokussieren. Spitzenreiter sind hier moderne Faserlaser mit Werten unter 0,4 mm·mrad.

Prozessführung: Mehr als nur An und Aus

Beim Laserschneiden von Stahl gibt's im Wesentlichen drei Mechanismen:

1. Schmelzschneiden: Der Laser schmilzt, ein Gasstrahl pustet die Schmelze weg. Wird oft mit Stickstoff bei Edelstahl eingesetzt.

2. Brennschneiden: Hier kommt Sauerstoff ins Spiel. Der reagiert exotherm mit dem Eisen und macht den Prozess effizienter. Nachteil: Oxidschicht an den Schnittkanten.

3. Sublimationsschneiden: Für Feinarbeiten. Der Stahl wird direkt verdampft. Braucht extreme Leistungsdichten.

Die Kunst liegt in der richtigen Einstellung der Parameter. Laserleistung, Schneidgeschwindigkeit, Fokuslage, Gasdruck - alles muss perfekt aufeinander abgestimmt sein. Hier ein paar Richtwerte für einen 4 kW Faserlaser beim Schneiden von Baustahl:

Materialdicke [mm] Schneidgeschwindigkeit [m/min] Gasdruck [bar]
1 20-30 10-12
5 4-6 12-15
10 1,5-2,5 15-18
20 0,5-0,8 18-20

Moderne Anlagen regeln diese Parameter übrigens in Echtzeit nach. Ziemlich clever, diese Maschinen!

Qualität ist kein Zufall

Am Ende zählt natürlich das Ergebnis. Und das kann sich beim Laserschneiden wirklich sehen lassen. Die Schnittfugen sind meist nur 0,1 bis 0,5 mm breit, die Kanten stehen fast perfekt senkrecht (Abweichung < 0,05 mm). Die Oberflächen sind mit Ra-Werten von 1,5-3,5 µm erstaunlich glatt. Und das Beste: In vielen Fällen ist der Schnitt komplett gratfrei.

Trotzdem kann's manchmal nötig sein, nachzuarbeiten. Entgraten, Schleifen oder bei Edelstahl auch mal Elektropolieren - je nachdem, was der Kunde verlangt. Aber das ist eher die Ausnahme als die Regel.

Industrie 4.0 lässt grüßen

In der Industrie ist Laserschneiden längst nicht mehr wegzudenken. Ob Autobau, Maschinenbau oder sogar Medizintechnik - überall kommen die Hightech-Strahlen zum Einsatz. Besonders spannend wird's, wenn Laserschneiden in vollautomatische Fertigungslinien integriert wird. Da arbeiten Roboter und Laser Hand in Hand, gesteuert von cleverer Software.

Ein heißes Thema ist auch die sogenannte "Laser Automation". Dabei überwachen Sensoren ständig den Schneidprozess und passen die Parameter automatisch an. So bleibt die Qualität konstant hoch, egal ob die Maschine gerade das erste oder das tausendste Teil schneidet.

Apropos Software: Die Programme für's Laserschneiden sind mittlerweile echte Alleskönner. Die optimieren nicht nur die Schneidpfade, sondern auch gleich den ganzen Materialfluss mit. Verschachteln (Nesting) die Teile so clever auf dem Blech, dass kaum noch Abfall entsteht. Effizienz pur!

Die Zukunft des Laserschneidens

Trotz aller Fortschritte - es gibt noch einiges zu tun. Die Forscher tüfteln an noch effizienteren Lasern, an Möglichkeiten, noch dickere Bleche zu schneiden und an Wegen, den Prozess noch stabiler zu machen. Auch die Kombination mit additiven Verfahren ist ein spannendes Feld.

Ein großes Thema ist auch Künstliche Intelligenz. Die könnte in Zukunft helfen, die optimalen Schneidparameter vorherzusagen oder Qualitätsprobleme frühzeitig zu erkennen.

Und natürlich geht's auch um Nachhaltigkeit. Energiesparende Laser, weniger Abfall, besseres Recycling - da ist noch Luft nach oben. Genauso wie bei der Sicherheit, die bei den immer leistungsfähigeren Lasern eine wichtige Rolle spielt.

Eines ist klar: Laserschneiden wird auch in Zukunft eine Schlüsseltechnologie bleiben. Wer in der Stahlverarbeitung vorne mitspielen will, kommt an den Hightech-Strahlen nicht vorbei. Die Zukunft wird zeigen, welche spannenden Entwicklungen uns hier noch erwarten!

Weiterführende Links

Literatur

  • Hügel, H. & Graf, T. (2009). Laser in der Fertigung: Strahlquellen, Systeme, Fertigungsverfahren. Springer-Verlag. ISBN 978-3-8348-0675-3.
  • Poprawe, R. (2011). Lasertechnik für die Fertigung: Grundlagen, Perspektiven und Beispiele für den innovativen Ingenieur. Springer-Verlag. ISBN 978-3-642-12456-1.